Ansgar Bolle

geboren 1967 in Münster // Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Publizistik, Germanistik, Politik, Wirtschaftspolitik) // 1998: Lehrauftrag „Multimedia“ am Institut für Kulturwissenschaften der WWU Münster // 1998: Schritt in die Selbstständigkeit // lebt und arbeitet als Designer, Berater und Fotograf in Düsseldorf


Wer ist Ansgar Bolle? Zunächst einmal ein ins Rheinland exportierter Münsteraner. Geboren in Münster, aufgewachsen in Münster, Studium in Münster. Ich habe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Publizistik, Politik, Germanistik und Wirtschaftspolitik studiert. Irgendwann in den 90ern. Während meines Studiums konnte ich erste Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen und Agenturen sammeln und habe mich recht schnell in Richtung „Kommunikation“ orientiert. Ende der 90er Jahre wurde mir vom Institut für Kulturwissenschaften der Uni Münster ein Lehrauftrag „Multimedia“ angeboten – auch um auf ein Phänomen zu reagieren, was für viele damals unbekannt oder unheimlich war: das Internet. Ich habe mich sehr früh schon mit den Möglichkeiten des Internets beschäftigt, mich 1998 als Kommunikationsdesigner selbstständig gemacht und als Freelancer für die unterschiedlichsten Kunden gearbeitet. Kommunikation mit all ihren Facetten ist seit damals Inhalt meiner Arbeit und eigentlich meines Lebens – mich interessieren neben den soziologischen natürlich auch die technologischen Aspekte von Kommunikation. Ich bin unglaublich neugierig und versuche ständig, Kommunikation in all ihrer Vielfalt in meine Arbeit und mein Leben zu integrieren. Ich nde es unglaublich spannend, einen Zeitraum aktiv miterleben zu dürfen, in dem Technologie und Kommunikation nahezu alle Bereiche unseres Lebens radikal verändert hat. Neugierde und Lernbereitschaft sind sicherlich zwei wichtige Faktoren meiner Arbeit – mindestens genauso wichtig ist mir aber mein über viele Jahre aufgebautes, gut gepflegtes Netzwerk und der daraus resultierende Austausch mit ganz vielen völlig unterschiedlichen Menschen und ihren Themen. Aus dieser Verbindung entstehen immer wieder spannende neue Projekte und Erfahrungen.

Der Weg in die Fotografie? Ich habe eigentlich schon immer fotografiert. Ich habe mich auch immer für Fotografie interessiert. Ich habe viel gelesen, habe viele Ausstellungen besucht und zwischendurch immer mal wieder die Kamera in die Hand genommen. Ich habe mich allerdings anfänglich nicht als professioneller Fotograf gesehen – eher als ambitionierter Hobbyknipser. Das hatte auch damit zu tun, dass ich die Fotografie erst einmal nicht zu meinen Arbeitsbereichen gezählt habe. In den letzten Jahren hat sich das allerdings komplett anders entwickelt. Ich bekomme immer mehr Fotoaufträge von meinen Kunden: Reportagen, Portrait-Shootings, Veranstaltungsdokumentationen, Architekturfotografie. Mittlerweile ist meine Fotografie ein fester Bestandteil meiner Arbeit.

Was ist ein gutes Foto? Diese Frage ist eigentlich nicht zu beantworten, weil die Frage nach einem „guten“ Foto eine subjektive Antwort provoziert. Jeder definiert eben sein eigenes „gut“. Ist ein handwerklich perfektes Foto gleich ein „gutes“ Foto? Vielleicht sollte man die Frage nach einem „guten“ Foto auch gar nicht stellen, weil man allzu schnell in ein Schubladendenken verfällt. Für mich persönlich berührt ein gutes Foto – es erzählt eine Geschichte, löst Emotionen aus und zwingt mich zum Zusehen. Fotografiere ich privat für mich, so versuche ich durch das Foto einen Augenblick oder eine Stimmung für mich festzuhalten; es wird zu meinem ganz persönlichen, bildhaften Moment. Für mich ist ein Bild immer dann ein „gutes“ Bild, wenn es gelingt, diesen bildhaften Moment denen zu vermitteln, die diesen Moment nicht erlebt haben. Das Herstellen einer Beziehung zwischen Bild und Betrachter macht für mich ein „gutes“ Bild aus. Fotografie ist so gesehen immer auch Kommunikation – bei „guter“ Fotografie funktioniert diese auch.

Warum dieses Faible für die Jazz-Fotografie? Ehrlich gesagt ist eigentlich Ennio Morricone schuld. Und ehrlich gesagt konnte ich früher mit Jazz so gar nichts anfangen. Unter Jazz habe ich mir immer eine chaotische Aneinanderreihung von Tönen vorgestellt – vorgetragen von alten Männern in schwarzen Rollkragenpullovern und mit ausgebeulten Hosen. Ich hatte dann mein persönliches Erweckungserlebnis 2001. Für das Internationale Jazzfestival Münster habe ich damals den Internetauftritt gestaltet und wurde dann auch zum Festival eingeladen. Und ich durfte fotografieren. Und dann passierte etwas, was meine Einstellung zu Jazz grundlegend geändert hat: der deutsche Pianist Jens Thomas traf auf Antonello Salis und Paolo Fresu. Und Bang!! Das Publikum – mich eingeschlossen – wurde weg geblasen. Die Drei interpretierten Soundtracks von Ennio Morricone nah am Rande des Wahnsinns mit brachialer Spielfreude. Das war die Initialzündung; damals tat sich musikalisch eine für mich komplett neue Welt auf. So viele Facetten, so viele unterschiedliche Charaktere, unendliche Wendungen, Improvisation, Emotionalität, Spiritualität, Gefühl und Klangfarben.

Kann man das fotografieren? Ich habe schon damals versucht, mich ein wenig abseits der klassischen Konzertfotografie zu orientieren. Ich habe immer nach Motiven gesucht, die für mich den Augenblick des Erlebens zu einem visuellen Destillat verdichten, um etwas von der Kraft und Schönheit dieses Augenblickes zu vermitteln. Das funktioniert – ähnlich wie in der Kommunikation – nicht immer, weil die Bilder immer den eigenen und völlig subjektiven Eindruck festhalten und auszudrücken versuchen. Es ist aber unheimlich spannend, sich bei jedem neuen Act wieder auf diesen Prozess einlassen zu dürfen. Immer wieder anders. Immer wieder neu. Für mich wird meine Fotografie dadurch niemals beliebig oder monoton – und ähnelt darin der Seele des Jazz: der Improvisation.

Irgendein Motto? Never stop learning. Never stop communicating.